Donnerstag, 24. November 2016

Spazierengehen

Die Pferdebesitzerin schreibt mir, ob ich nicht allein mit dem Pferd spazieren gehen will, ein bißchen grasen und so, da freut es sich, ich muss es nur von der Koppel holen und acht geben, dass die anderen Pferde nicht stiften gehen, wenn ich das Gatter aufmache. Aha. Eine Lernaufgabe. Ich fahr hin, der Ostwind pfeift mir um die Ohren. Mir ist bang, denn bei Wind sind Pferde tricky, da erschrecken sie sich schnell, springen zur Seite, direkt auf mich drauf, schlimmstenfalls. 

Ich habe Glück, keine Pferde, die ich vom Gatter verscheuchen muss und meins kommt gleich angetrabt. Führstrick angebappt, Gatter auf, das Pferd hinter mir raus, ich dreh es um, lasse das Gatter wie befohlen nicht los, aber da ist Gras in der Nähe und schon stehe ich im Spagat. An der einen Hand das äußere Ende des Führstricks mit einem Pferd im Glück, an der anderen Hand mit nur noch zwei Fingern das Gatter. 

Die anderen Pferde nähern sich neugierig, ich überschlage im Geiste, ob meine Haftpflichtversicherung dafür aufkommt, wenn jetzt sieben Gäule ausbüxen, über die Wiese bis zur Schnellstraße und 27 Autos ineinander rasen.

Da steh ich nun, mit Puls 200 und Stressinkontinenz. Ich muss eine Entscheidung treffen, lass das Gatter los, ziehe mit aller Kraft am Führstrick und dreh das Pferd wieder da hin, wo es stehen soll. Schnell das Gatter zu, aber nun bin ich außer Balance. Mit zitternden Knien und Schnappatmung gehe ich los. Es hält keinen Sicherheitsabstand zu mir, es hat wirklich alles verlernt, du meine Güte, wir waren doch schon viel weiter. Meine Dominanz ist gefragt. 

Ich greife zur Methode 'Fake it till you make it', aber das Pferd ist ja nicht doof; obwohl es ein winzig kleines Gehirn hat, reicht es locker, eine Bekloppte von einer Respektsperson zu unterscheiden. Fazit: für Ausflüge zu zweit bin ich nicht dominant genug, da können meine Schwestern hundertmal Domina zu mir sagen.

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