Bisherige
Hitzeperioden sind allerdings ein Klacks gegen das, was ich jetzt durchmachen
muss. Letzte Woche saß ich in praller Sonne 75 Minuten auf dem Pferd. Ich
weiß gar nicht, ob ich mich überhaupt jemals 75 Minuten in praller Sonne
aufgehalten habe, aber was ich genau weiß, ich war dabei niemals in Stiefel,
Handschuhe und Helm gekleidet. Bis auf den Helm habe ich das ja schon alles an,
wenn ich das Pferd putze. Das ist ungefähr so
anstrengend wie staubsaugen unterm Bett, nur halt in Winterklamotten bei 30
Grad.
Am Wochenende fahre ich manchmal hin, um mit dem Pferd spazieren zu gehen. Das ist auch nicht easy going, weil es am liebsten direkt hinter mir her, mit seiner Schnauze an meinem Rücken, hertrottet. Das ist aber zu gefährlich, weil, falls es durchgehen möchte, stehe ich im Weg, worauf es dann keine Rücksicht mehr nehmen kann.
Also muss es
neben mir gehen, damit ich es beobachten kann. Allerdings auch nicht zu dicht,
aber das macht es gerne, es drängelt, aber nicht, weil es mich so
gerne hat (wie überhaupt Pferde nichts tun, weil sie uns gerne haben. Sie haben
uns grundsätzlich nicht gern - sie wollen einfach nur chillen), sondern weil es
irgendwo ein Mohrrüben-Reservoir bei mir vermutet. Schubse ich es dann von mir
weg, sieht es Gras auf der anderen Seite, will futtern, bleibt stehen, ich
sage, nein, jetzt nicht - ach, ein einziges Nähe-Distanz-Spiel.
Nach der
reinen
Lehre muss ich immer der Sieger sein, sonst fühlt es nicht kommod. Wenn
es schon nicht mehr in der Nähe anderer Pferde sein darf, dann ist zwar
ein Mensch besser als nichts, aber der muss die Sicherheit einer
Leitstute ausstrahlen.
Heute in
Begleitung der Tochter einer Freundin, eine erfahrene Reiterin mit ihren 13
Jahren. Da habe ich mich gleich viel besser gefühlt und mich sogar in den
Wald getraut.
Wald ist Horror
pur, überall Bäume, gegen die man rempeln könnte oder Rehe, die aus dem
Unterholz gehüpft kommen und dann erschrickt es und fällt in Ermangelung
eines Fluchtweges gleich auf mich drauf. So oder ähnlich dachte mein
Unterbewusstsein und ins Bewusstsein drängelte sich diese apokalyptische
Denkweise mit einem mittelleichten Kreislaufkollaps. Auf einmal wurde mir flau,
kotzübel und die Beine zitterten.
Ich übergab
das
Pferd dem Kind und stolperte aus dem Wald hinaus, wo es auch nicht
besser
wurde, denn da erwartete mich wieder gleißende Sonne von vorn. Und wir
waren
noch so weit vom Stall entfernt. Ich musste meine ganze Kraft
zusammennehmen,
um nicht an Ort und Stelle zu sterben, ich hatte ja eine Verantwortung
für das Mädchen und wollte es nicht unnötig traumatisieren. Als wir
wieder auf dem Hof ankamen, war ich spontan geheilt.
Bei 20 Grad
und bewölktem Himmel wär das nicht passiert und so freue ich mich doch ein
bisschen auf kühlere Temperaturen, obwohl ich ihn ansonsten sagenhaft finde,
diesen Sommer, der kein Ende finden will.
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