Seit Monaten bin ich mit diesem Pferd zugange.
Ich habe
überhaupt keine Angst mehr, ihn wegzuschieben, wenn er mir zu nahe
kommt, ihm den Kopf festzuhalten, wenn ich ihm die Nüstern putze und
dass mir immer ein endloser Furz
(Pfffffffffffffffffffffffffffffffffffft) ums Haupthaar weht, sobald ich
seine hinteren Hufe auskratze... nun ja, ein bisschen Spaß muss sein.
Ich gehe vor ihm in seinen Stall und wenn er einfach reinlatschen will,
stoppe ich ihn und schicke ihn ein paar Schritte rückwärts, bevor er
rein darf.
Ich hab Glück mit
dem Pferd, es ist ausgeglichen, geduldig und am liebsten steht es
still. Wenn es keinen triftigen Grund gibt, rührt es sich nicht. Aber es
ist gut ausgebildet, keins von den zuschanden gerittenen Schulpferden,
sondern aufmerksam, neugierig und dabei nicht allzu schreckhaft.
Das optimale Tier für einen Angsthasen wie mich.
Heute war der große Tag. Ich sollte mich das erste Mal draufsetzen.
Ein schlechter
Tag, schwül und heiß, da bin ich per se kaum mehr unter den Lebenden. In
der gleißenden Sonne machte ich ihn fertig, putzen, trensen, Sattel
drauf - ich war halb ohnmächtig vor Hitze. Reithosen sind aus festem
Stoff, Reitstiefel habe ich nur gefüttert, Handschuhe an und dann noch
den Reithelm auf - ich wollte die ganze Sache abblasen und im November
2018 einen neuen Versuch starten.
Aber alle, die
dir reiten beibringen wollen, haben eine Dominanz, die keine Widerworte
duldet; die haben sie sich erworben in all den Jahren, die sie mir
voraus sind.
Sidekick: @
Eltern: schickt eure Kinder zum reiten. Wenn sie die Erfahrung machen,
dass sie so ein großes Tier kontrollieren, lassen die sich auch im Leben
nicht die Butter vom Brot nehmen.
Gottseidank
steigt man heutzutage mit einer Aufstieghilfe aufs Pferd, weil man
festgestellt hat, dass das rückenschonender für das Tier ist. Unter
anderem, würde ich sagen.
Ich sollte nur
geführt werden, dabei hatte ich vor, die Besitzerin zu überraschen. Ich
wollte ganz lässig sagen: lass mal, ich mach das schon alleine und
traben will ich auch gleich probieren. So der Plan. Ich hatte volles
Vertrauen in mich und das Tier, denn ich kenne es nun gut genug, diesen
sanften Riesen, der mir kein Leid zufügen wird.
Kaum saß ich
drauf, kam, was kommen musste: er wollte gleich mit mir durch die Mitte
und die Besitzerin hatte ihre Mühe und Not, ihn daran zu hindern. Sie
erschrak sich ("das hat er noch nie gemacht!"), ich sowieso und das
Pferd machte genau das, was ich ihm in meiner Panik befahl: Beine fest
in die Seiten gedrückt heißt nun mal "Nu mal los, aber hoppchen." Es
ist, wie schon gesagt, ein gut ausgebildetes Pferd, das auf leichte
Hilfen reagiert.
Ich wollte sofort
wieder runter. Dachte, wieso will ich unbedingt reiten, das macht doch
ü-ber-haupt keinen Spaß. Und es ist auch recht unbequem da oben. Sehr
wackelig. Und dann führte sie mich zum Spiegel, damit ich mal sehen
kann, wie ich drauf sitze. Dieser schwankende, nasse Sack soll ich sein?
Wieso sieht denn das bei mir nicht elegant aus? Wo ist denn meine
Körperspannung? Doch nicht etwa weggeraucht?
Nach zehn Minuten hatte ich die Nase gestrichen voll und wollte absteigen.
...
Ich werde darüber
schweigen und außerdem versuchen, so schnell wie möglich zu verdrängen.
Mein Selbstbild ist im Arsch, keine Ahnung, in wieviel Jahren ich mich
wieder ernst nehmen kann.
Insgeheim
bewundere ich das Pferd für seine Klugheit. Bis ich da mal wieder drauf
steige, bin ich in Rente. Die Pferdebesitzerin sieht das anders.
Nächsten Mittwoch. Ich glaub, da muss ich aber bügeln.
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